Die Ostereier: Ein Ei, das wirklich in Perlen gefasst wird
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Ostergeschichten und -märchen



Die Ostereier

( Christoph von Schmidt )

6. Ein Ei, das wirklich in Perlen gefasst wird
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Mein guter alter Kuno war mein einziger Schutzengel auf dieser gefährlichen Flucht, auf der ich keinen Augenblick vor Hannos Nachstellungen sicher war. Er führte mich in dieses Gebirge, wo ich in diesem vor aller Welt verborgenen Tale einen so ruhigen Aufenthalt fand. Hier wollte ich nun verweilen, bis mein Gemahl aus dem Kriege zurück kommen und unsere Habe dem unrechtmäßigen Besitzer wieder entreißen würde. Von Zeit zu Zeit zog Kuno aus dem Gebirge in die gewohnte Welt, Kunde von dem Kriege einzuholen. Allein immer kehrte er mit trauriger Nachricht zurück. Immer noch wartete der böse Hanno in unserm Lande; immer noch währte der Krieg an den Grenzen mit abwechselndem Glücke fort. Nun aber ist es schon lange her, dass mein guter Kuno krank ist, und seit der Zeit weiß ich nichts mehr von meinem treuen Vaterlande und von meinem lieben Gemahl. Ach, vielleicht fiel er schon lange unter dem Schwerte der Feinde! Vielleicht kam Hanno, der mir mit seinen Leuten so nahe ist, meinem geheimen Aufenthalte hier auf die Spur - und was wird dann aus mir werden? Der Tod wäre noch das beste, das mir begegnen könnte. - O redet doch mit den Köhlern, lieber Oswald, dass sie mich nicht verraten!
Was verraten! sagte der Müller. Ich stehe euch gut für alle, jeder gäbe sein Leben für euch. Ehe der grausame Hans von Schroffeneck euch etwas zu leid tun soll, muss er es mit uns allen aufnehmen. Seid daher außer Sorgen, edle Frau! Ebenso sprachen die Kohlenbrenner, als ihnen der Müller die Sache vortrug. Er soll nur kommen, sagten sie, wir wollen ihm mit unsern Schürhaken den Weg weisen. Die gute Frau brachte indes ihre Tage unter beständigen Sorgen und Ängsten zu. Sie getraute sich kaum mehr aus der Hütte zu gehen, und ließ auch keines ihrer Kinder vor die Türe. Ihr Leben war sehr betrübt und kummervoll. Da es aber wieder in dem Gebirge ruhig wurde, und man von den geharnischten Männern nichts mehr sah und hörte, wagte sie es einmal, einen kleinen Spaziergang zu machen. Es war nach langem Regen gar ein schöner, lieblicher Tag spät im Herbste. Einige hundert Schritte von ihrer Hütte stand eine Art ländliche Kapelle. Sie war nur aus rohen Tannenstämmen erbaut, und an der Vorderseite ganz offen. Das Plätzchen hatte so etwas ganz Stilles und Trauliches, dass man mit Wehmut und Freude hier verweilte. Ein angenehmer Weg über grünen Rasen, zwischen malerischen Felsen und Gesträuchen führte dahin. Dies war ihr liebster Spaziergang. Sie ging nicht ganz ohne Bangigkeit, auch dieses mal dahin. Sie kniete mit ihren Kindern einige Zeit auf dem Betstuhle am Eingange der Kapelle. Sie betete eine Zeit, und setzte sich dann auf die Bank. Ihre Kinder indes, pflückten an den Felsen umher Brombeeren, freuten sich, dass jede Beere gleichsam ein kleines, glänzendschwarzes Träubchen bilde, und entfernten sich nach und nach ziemlich weit. als nun die Frau so einsam dasaß, sieh da kam ein Pilgermann zwischen den Felsen hervor und näherte sich der Kapelle. Er hatte nach Art der Pilger ein langes, schwarzes Gewand an und einen kurzen Mantel darüber. Sein Hut war mit schönfarbigen Meermuscheln geziert, und in der Hand führte er einen langen, weißen Stab. Er war, wie es schien, schon sehr alt, aber doch ein stattlicher, sehr wohlaussehender Mann. die Frau erschrak, als sie den fremden Mann sah. Er grüßte sie ehrerbietig und fing ein Gespräch mit ihr an. sie war aber in ihren Reden sehr vorsichtig und zurückhaltend. sie blickte ihn nur sehr schüchtern an, als wolle sie ihn erst ausforschen, ob sie ihm - als einem ganz fremden, unbekannten Mann wohl auch trauen dürfte.
Edle Frau, sagte endlich der Pilger, habt keine Furcht vor mir. Ihr seid mir nicht so fremd als ihr denkt. Ihr seid Rosalinde von Burgund. Ich weiß auch gar wohl, was für ein hartes Schicksal euch zwang, zwischen diesen rauen Felsen eine Zufluchtsstätte zu suchen. Auch euer Gemahl, von dem ihr nun schon drei Jahre getrennt seid, ist mir recht wohl bekannt. Seit ihr in dieser abgelegenen Gegend wohnet, hat sich in der Welt vieles geändert.






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Die Ostereier -

1. O wehe, da gibt's noch nicht einmal Hühner!
2. Gottlob nun sind doch einmal die Hühner da!
3. Jetzt gibt es Eier im Überfluss
4. Das Fest der gefärbten Eier, ein Kinderfest
5. Ein paar Eier mehr wert, als wenn sie von Gold wären
6. Ein Ei, das wirklich in Perlen gefasst wird
7. Der Druckfehler
8. Die Krebse




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