|
|
Osterpredigten
von Martin Luther
|
|
|
Predigt am Ostermontag
( Martin Luther )
- Seite 1 ( von 9 ) -
über das Evangelium Luc. 24, 13-35
Gehalten am 6. April 1534 in der Kirche
Dies Evangelium lehrt uns, wie unser lieber Herr Jesus Christus seine
Auferstehung von den Toten offenbart hat. Der Evangelist Marcus schreibt, dass
der Herr, da er auferstanden ist, frühe am ersten Tage des Sabbats, das
ist gestern, erschienen sei der Maria Magdalena; darnach habe er sich unter
einer andern Gestalt diesen zwei Jüngern offenbart, da sie miteinander auf
dem Felde wandeln. Solche Geschichten und Offenbarungen sind neben andern
geschehen und geschrieben zum wahren Zeugnis und gewisser Beweisung unsers
Glaubens von demselben Artikel.
Insonderheit aber wird uns in diesem Evangelio vorgebildet die Schwachheit des
Glaubens in den Jüngern, und wie sich Christus in seinem Reich erzeigt und
hält gegen solche Schwachgläubigen. Denn also sehen wie erstlich die
Apostel alle, darnach die andern Jünger alle zu schwach gewesen sind,
diesem Artikel zu glauben, auch bis zu seiner Himmelfahrt, so dass er sie um
ihres Herzens Härtigkeit und Unverstand strafen muss (Marc. 16, 14), dass
sie denen nicht glaubten, die ihn gesehen hatten auferstanden, so er doch
solches ihnen oft selbst zuvor verkündigt hatte aus der Schrift, dass er
musste gekreuzigt werden, und am dritten Tage wieder auferstehen.
Daraus lernen wir erstlich, wie auch in denen, so nun Christen und heilig sind,
Schwachheit und Gebrechen bleiben, sonderlich in den hohen Stückender
Lehre und des Glaubens, dass sie solches nicht so bald verstehen, noch so fest
und stark fassen können, wie sie sollten, und dass es nicht so gering noch
leicht Ding ist um den Glauben, wie die unverständigen und unerfahrenen
Geister wähnen, und unsere groben Klötze, die Römischen,
vorgeben, so da meinen, Glaube sei nichts Anders, denn die Historie und
Geschichte gehört haben und wissen, und darnach sich dünken lassen,
sie haben alles, was das Evangelium von Christo sagt, wenn sie es einmal
gehört oder gelesen, flugs rein und gar ausverstanden und ausgeglaubt,
dass sie nicht mehr bedürfen daran zu lernen und zu glauben.
Aber dass solches nichts sei, denn ein loser nichtiger Gedanke, beweist, dass
sie selbst bekennen müssen, dass solche Erkenntnis der Historien im Herzen
gar so still, kalt und faul bei ihnen liegen bleibt, als eine bloße,
ledige Hülse ohne Saft und Kraft, die ihnen weder nützet noch hilft,
sie auch weder stärket noch bessert; so doch dies große hohe Werk
der Auferstehung Christi darum geschehen ist, und dazu soll gepredigt,
gehöret und erkannt werden, dass es in uns Frucht schaffe, unser Herz
erwecke und anzünde, neue Gedanken, Verstand und Mut, Leben und Freude,
Trost und Stärke in uns wirke.
Wo das nicht geschieht, so ist die Historie vergeblich gehöret, und in dir
gar tot, und nichts mehr, denn in Türken und Heiden, so nie davon etwas
gewusst, oder es doch nicht für wahr gehalten. Und darf dich keines
Glaubens rühmen, ob du gleich den Schaum auf der Zunge, oder den Ton in
den Ohren, und den Traum im Gedächtnis von der Historie behalten hast,
davon das Herz nichts erfährt noch schmeckt. Wie denn Papisten solches mit
ihrer ganzen Lehre und Leben wohl zeigen, dass sie von diesem Artikel nichts
von Herzen glauben noch halten, außer Christo, bei sich selbst, und durch
ihre Werke und eigen Verdienst suchen und die heilsame Lehre, so uns von
solchem Lügentand auf Christum und die Kraft seiner Auferstehung weist,
verdammen, lästern und verfolgen.
|
|
|