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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am Ostermontag
( Martin Luther )
- Seite 3 ( von 9 ) -
Auf dass auch wir wissen und tröstlich uns zu ihm versehen sollen, dass
wir einen solchen Herrn an ihm haben, der auch unsere Schwachheit tragen und zu
gut halten kann, und nicht darum von sich zu stoßen und verdammen will,
die sobald nicht können also glauben und leben, wie sie sollten; wenn sie
nun solche Herzen sind, die Christum und sein Wort nicht verachten noch
verleugnen wollen, sondern Lust und Liebe zu ihm haben, und gerne wollten stark
und vollkommen sein im Glauben und Leben.
Wie man an diesen Jüngern sieht, wie schwach und unverständig sie
auch sind, dass dennoch ihr Herz also steht, dass sie Christo hold sind, gerne
und mit Lust von ihm reden und reden hören, und nichts Lieberes
wünschen wollten, denn dass es wahr wäre, was sie von seiner
Auferstehung gehört haben. Aber es ist ihnen viel zu groß zu
glauben, dass sie es so bald nicht können für gewiss und wahr halten;
wie es denn uns auch viel zu hoch und zu groß ist. Das weiß und
sieht unser lieber Herr sehr wohl; darum kann er auch desto besser mit uns
Geduld haben, und ist zufrieden, und lässt es sich gefallen, dass wir nur
ihm zuhören als seine Schüler, die da gerne sich von ihm lehren und
weisen lassen wollen.
Will uns auch hiermit lehren, wie man sich in seinem Reich halten soll,
sonderlich gegen die Schwachgläubigen und Gebrechlichen, dass auch wir
solche nicht so bald verdammen noch wegwerfen sollen, die wir irren sehen, oder
auch straucheln, sondern auch mit ihnen Geduld haben, wie Christus auch mit uns
getan, und noch täglich tun muss. Denn ob er wohl für seine Person
durch seine Auferstehung in göttlicher Gewalt und Macht ist, ein Herr
über Himmel und Erde, so regiert er doch seine liebe Christenheit also,
dass er die Kraft seine Auferstehung übt und beweist an seinem armen,
schwachen Häuflein und mit solcher seiner Gewalt und Macht ihnen dient,
sie zu trösten und zu stärken.
Diesem Exempel nach sollen wir, ob wir schon stark sind, nicht uns selbst
gefallen und uns brüsten, sondern unsere Gabe und Stärke den
Schwachen dienen lassen, und darnach trachten, dass wir sie aufrichten und
bessern mit Unterrichten, Trösten, Stärken, freundlicher Vermahnung
und Strafe. Gleichwie man mit schwachen oder gebrechlichen Kindern und Kranken
tut, mit denen man säuberlich und schön fahren und umgehen, sie
pflegen, tragen und heben muss, bis sie erwachsen sind, und selbst auf die
Füße treten können.
Siehe, das ist der vornehmste Stücke eins im Evangelio, von dem Reich
Christi, daraus wir lernen, wie es darin getan sei und zugehe; also, dass es
sei ein solch Regiment, darin dennoch bei den Christen, die da angefangen haben
zu glauben und heilig sind, noch Schwachheit, Unverstand und andere
sündliche Gebrechen bleiben, die er doch trägt und zu gut hält;
doch also, dass sie sollen gebessert werden; dass man nicht soll eine solche
Kirche träumen auf Erden, darin kein Gebrechen oder kein Irrtum im Glauben
sei, wie der päpstliche Haufen von ihrer Kirche und Konzils rühmen,
dass sie nicht irren können.
Denn hier hören wir, dass nicht allein diese zwei Jünger, sondern
auch die andern Apostel allesamt in dem ersten und nötigsten Artikel
geirrt haben, und so lang im Unglauben stecken, bis sie Christus selbst durch
viele und mannigfaltige Predigt und Offenbarung heraus reißt; und war der
Glaube der Auferstehung Christi die drei Tage über, nachdem er gekreuzigt,
gar aus dem Herzen verloschen, außer bei Maria, seiner Mutter, welche die
Schrift, so sie von ihm und sonst gehört, in ihrem Herzen behalten, und
dadurch in ihrem großen Herzleid über ihres Sohnes Leiden und
Sterben getröstet und erhalten ist.
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