|
|
Osterpredigten
von Martin Luther
|
|
|
Predigt am Ostermontag
( Martin Luther )
- Seite 9 ( von 9 ) -
Wir sollen die heilige Schrift und Gottes Wort gern lesen, hören und
handeln. Denn dazu gibt der heilige Geist, der durchs Wort kräftig ist,
Verstand; wie wir hier an diesen Jüngern sehen: die reden auf dem Wege von
der Schrift, und wollen gern hinein, können aber nicht hinein kommen. Da
gesellet sich der Herr zu ihnen, und tut ihnen eine herrliche Predigt, nimmt
Sprüche aus Mose, Propheten und Psalter, und verklärt dieselben, dass
sie die Schrift verstehen. Also wird uns auch geschehen: wenn wir die Schrift
auch mit Ernst handeln, so werden wir finden unseres Herzens Lust und Freude,
und Christum recht erkennen, wie er unsere Sünde getragen, wie wir mit
Abraham, Isaak und Jakob ewiglich leben werden; nur, dass wir auch
einfältige Schüler und Narren bleiben, wie diese Jünger und
Weiber gewesen sind.
Denn in dies Buch, das da heißt die heilige Schrift, gehört kein
kluger Meister noch Zänker. Gott hat andere Künste gegeben,
Grammaticam, Dialecticam, Rhetoricam, Philosophiam, Juristerei, Medicin; da sei
klug, zanke, forsche und frage, was recht und unrecht sei. Aber hier in der
heiligen Schrift und Gottes Wort lass das Zanken und Fragen anstehen, und
sprich: Das hat Gott geredet, darum glaube ich's. Hier gilt es nicht
disputieren und fragen, wie oder was? Sondern es heißt: Lasse dich
taufen, und glaube an des Weibes Samen, Jesum Christum, wahrhaftiger Gott und
Mensch, dass du durch sein Sterben und Auferstehung Vergebung der Sünden
und das ewige Leben habest. Frage nicht: warum und wie kann das sein? Tust du
das, so wird dir dein Herz brennen, und wirst Lust und Freude davon haben.
Willst du aber zanken und fragen: wie kann das sein? So bist du schon von der
Wahrheit und rechtem Verstand der Schrift. Diese Jünger zanken und fragen
nicht, sondern binden sich an des Herrn Christi Wort, und hören, was er
sagt. Da gehet ihnen auch das Wort mit aller Gewalt ein, und wird ihr Herz also
erleuchtet, dass sie keinen Zweifel daran haben, sind lustig, hitzig und
fröhlich, als wären sie durch ein Feuer gegangen. -
Was er sagt, das glaube mit einfältigem Herzen. Wenn du das tust, so wird
die Schrift hell und klar, die zuvor finster war. Also sagt auch St. Gregorius
(dass mich Wunder nimmt, wie der Mann zu dem guten Spruch gekommen ist): Die
heilige Schrift ist ein Wasser, darin ein Elefant schwimmt und ersäuft,
aber ein Lamm geht hindurch, wie durch einen leichten Bach. In Summa, es tut's
nicht, wenn man Christum und die Schrift mit der Vernunft ersieht; wenn
Christus selbst kommt, wie hier den Jüngern geschieht, das tut's. Amen.
|
|
|