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Predigt am heiligen Ostertag
( Martin Luther )
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Aber weil wir anderswo Freude suchen, in Joachimsthaler, Geld, Gut, Pracht,
Wollust, so tun wir auch eben, wie der Papst und andere Ungläubigen: wenn
eine einzige Sünde aufwacht und sie ergreift, so ist dieselbe Sünde
größer vor ihren Augen, denn zwanzig Christi. Solche großen
Narren und schändliche Leute sind wir auch, dass wir uns durch unsern
leidigen Unglauben den allergrößten Schatz zu nichte machen. Man
predigt's und singt's uns wohl, aber wir wollen's nicht hören.
Da lasset und zusehen. Es verachte diesen Schatz, wer da wolle, so wird der
Schade Niemandes größer sein, denn dessen, der ihn verachtet.
Christus wird dennoch Leute finden, welche sich darüber freuen werden,
sich verwundern, und ihm danken, dass er so wunderlich große Werke durch
seine Auferstehung von den Toten ausgerichtet hat. Wir sollen jetzt bereits
gewiss sein, dass uns durch Christi Auferstehung und Sieg solche Sicherheit
gegeben ist, dass uns keine Sünde und Tod schrecken soll. Schrecket uns
aber Sünde und Tod, so geschieht uns entweder Unrecht, weil uns Christus
frei gemacht hat; oder wir glauben's nicht. Denn Christus, von aller Marter
erstanden, der unser Trost sein will, ist größer denn unsere
Sünde und Tod, ja größer denn Himmel und Erden.
Was tut aber unser zartes Fleisch? Weil dieser Schatz nicht sind
Joachimsthaler, Goldgulden, die sich sehen, greifen und tappen lassen, sondern
gepredigt und im Wort vorgelegt wird, so verachten wir's. Ich vermahne aber
einen jeglichen, dass er diesen Artikel wohl lerne und fasse. Ich rede, als der
ich's erfahren und selbst versucht habe. Wer in diesem Artikel nicht wohl
gegründet und geübt ist, und wird vom Teufel angegriffen, der wird
noch gewahr werden, was der Teufel für ein Meister sei. Unser lieber Herr
Jesus Christus, der unser Trost sein will, verleihe uns seine Gnade und Geist,
dass wir's mögen recht lernen und behalten, Amen.
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