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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am heiligen Ostertag
( Martin Luther )
- Seite 5 ( von 8 ) -
Sie werden Christum predigen wie einen andern Propheten, und mit eitel
Geisterei umgeben, und sagen: Geist, Geist! Damit werden sie diesen Artikel
verdunkeln, und es also machen, dass wir diese Historie verachten, und mit der
Historie diese hohe Person verlieren werden; so doch diese Person weit
unterschieden ist von allen Propheten, und diese Historie nicht eine schlechte
Historie ist von Dietrich von Bern, oder vom Türken, wie der den
König von Ungarn geschlagen und überwunden hat; sondern eine hohe,
treffliche Historie von des Herrn Christi herrlichem Sieg wider Sünde,
Tod, Teufel und Hölle.
Im Papsttum hat man seine Lieder gesungen: Der die Hölle zerbrach, und den
leidigen Teufel darinnen überwand, damit erlöst der Herr die
Christenheit etc. Item, Christ, ist erstanden von seiner Marter alle etc. Das
ist von Herzen wohl gesungen; aber da sind keine Prediger gewesen, die uns
hätten sagen können, was es sei. Zu Weihnachten hat man gesungen: Ein
Kindelein so löblich, ist uns geboren heute. Zu Pfingsten hat man
gesungen: Nun bitten wir den heiligen Geist etc. Man hat dem Volk vorgelesen
den Text des Evangelii, die Passion oder Historie des Leidens Christi. In der
Messe hat man gesungen das gute Lied: Gott sei gelobet und gebenedeiet, der uns
selber hat gespeiset etc. Aber von dem allen hat man nicht einen Buchstaben
noch einen Titel verstanden, sondern ist flugs auf ein anderes Ding gefallen,
und hat der schönen Worte vergessen.
Darum kann es leichtlich wiederum geschehen, dass die Historie verschwiegen
werde; entweder durch Rottengeister, die es verkehren und verdunkeln, oder
durch faule Prediger, die dieses Artikels nicht achten. Wenn die Prediger faul
sind, so werdet ihr's nicht behalten. Denn ihr brauet euer Bier, und die
rechtschaffene, reine Lehre gibt euch nichts zu schaffen. Aber ich will euch
treulich gewarnt und vermahnt haben, dass ihr diesen Artikel wohl lernet und
fasset, ob Rottengeister kämen, die es umstoßen wollten, dass ihr
vorhin gewarnt seid und euch nicht ärgert. Ich weiß nicht wie lang
ich hier sein werde. Darum wollte ich diesen Artikel gern nach mir rein und
unverfälscht lassen. Jetzt habt ihr das Evangelium rein und fein, ihr habt
den Katechismus, die zehn Gebote, den Glauben, das Vater Unser, die Taufe, das
heilige Sakrament, kurz und fein ausgelegt; gebt Achtung darauf, dass ihr nicht
undankbar seid, und Rottengeister und falsche Lehrer kommen und alles
verkehren. Denn ich habe große Sorge, die schändliche Undankbarkeit
und Verachtung werde das reine Wort wieder wegreißen. Ich bin
entschuldigt, denn ich habe mit allem Fleiß, nach meinem besten
Vermögen, euch gepredigt, euch vermahnt, gebeten und gefleht, dass ich in
dem Teil vor Gott wohl bestehen will.
Das ist nun das erste Stück dieser Predigt, dass unser lieber Herr Jesus
Christus, als wahrhaftiger Gott, welcher größer ist denn alles, was
im Himmel und auf Erden ist, und als der allereinste und unschuldigste Mensch,
den Tod in sich selbst zerrissen hat. Denn weil Tod und Teufel nichts an ihm
hatten, ist er hergefahren aus dem Grabe, schöner denn die Sonne. Solches
soll man wohl merken, dass Christus, auferstanden von den Toten, sei
wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch in Einer Person. Und ob du schon
nicht verstehst, wie es zugehe, dass Christus Gott und Mensch sei, die Person
einig und ungetrennt, die Naturen aber unterschieden, so schlage die Frage
hinweg, und sprich: Ich glaube, dass Jesus Christus, Gott und Mensch, eine
einige Person sei, und die zwei Naturen, Gottheit und Menschheit,
zusammengefügt seien. Dabei bleibe ich.
Denn im christlichen Gauben bekennen wir, dass Gottes und Marien Sohn ein
einiger Sohn, eine einige Person, ein einiger Christus und Herr sei; nicht zwei
Söhne, nicht zwei Personen, noch zwei Christus und Herren: also, dass wer
Christum den Menschen - oder Marien - Sohn anrührt und tötet, der
rührt an und tötet Gottes Sohn.
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