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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am heiligen Ostertag
( Martin Luther )
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Da es nun ungefähr die dritte Stunde des Tages war, ist das Urteil
über ihn ergangen, und er zum Gericht geführt und gekreuzigt worden.
Um die sechste Stunde, das ist um Mittag, oder eine Stunde darüber, ist
das Erdbeben und die Sonnenfinsternis gekommen. Hernach um die neunte Stunde,
das ist ungefähr drei Stunden vor Sonnenuntergang, ist Christus am Kreuz
verschieden. Denn also teilt Marcus die Stunden und die Zeit; die andern
Evangelisten geben es nicht so im Einzelnen an.
Nun steht aber in unserem Glauben also, Christus sei am dritten Tage
auferstanden. Das ist etwas Anderes, als wenn es hieße: nach drei Tagen.
Denn der Herr Christus ist nicht drei ganze Tage und Nächte tot gewesen;
sondern am Freitag, ungefähr drei Stunden vor der Nacht ist er gestorben,
wie gesagt. Diese drei Stunden nennt man den ersten Tag. Darnach die ganze
Nacht und den ganzen Tag des Sabbats ist er auch tot gelegen im Grab; und nach
dem Sabbat die Nacht bis an den folgenden Morgen. Dieselbe Nacht zählt man
auch für einen Tag. Denn die Juden heben den Tag mit der Nacht an, und
ihnen ist Nacht und Tag ein ganzer Tag. Wir kehren es um, und machen aus Tag
und Nacht einen ganzen Tag.
Da es nun am Sonntag (also am dritten Tag von dem Freitag an, da Christus
gekreuzigt wurde) sehr früh ist, dass die Morgenröte eben
heraufziehen will, und die Kriegsknechte um das Grab her liegen, da erhebt sich
der gestorbene Christus in ein neues und ewiges Leben, und steht auf von den
Toten, so dass die Kriegsknechte, die um das Grab liegen, solcher Auferstehung
nicht inne werden. Christus aber ist durch das verschlossene Grab und ohne alle
Verletzungen der Siegel, so an das Grab gedrückt waren, hindurch gekommen.
Eben wie er desselben abends durch die verschlossene Tür zu den
Jüngern gekommen ist.
Es kamen nämlich Engel vom Himmel herab und nahmen den Stein vom Grabe
hinweg und die Erde bebte. Darüber erschreckten die Kriegsknechte
dermaßen, dass sie für tot da liegen. Sobald sie aber wieder zu sich
selbst kommen, laufen sie im Haufen vom Grabe, einer da, der andere dort
hinaus. Denn der Engel war nicht darum da, dass sie sein froh sollten werden;
sondern erschrecken sollten sie vor ihm und sich fürchten. Es waren aber
andere Leute, die der Engel trösten und denen er freundlich zusprechen
sollte. Wie nun die Kriegsknechte vom Grabe, weglaufen, dieweil machen sich
Maria Magdalena, Maria Jacobi und Salome, item Petrus und Johannes nach ihnen,
auf, und wollen nach dem Grab schauen. Da tröstet und unterrichtet der
Engel die Weiber, Christus sei nicht mehr da, er sei auferstanden, und sie
sollen ihn in Galiläa sehen. Und befehlen, dass sie eilends hingehen und
seinen Jüngern solches verkündigen sollen. Wie sie nun auf der
Heimfahrt sind, begegnet der Herr Christus der Magdalena in der Gestalt eines
Gärtners. Intem, wie Johannes meldet, erscheint er Petro auch. Und gegen
den Abend kommt er zu den zwei Jüngern, die gen Emmaus gingen, und
offenbart sich ihnen, da er das Brot brach. Da nun dieselben zwei Jünger
eilends wieder nach Jerusalem rennen, und den andern verkündigen wollen,
was ihnen begegnet sei, wie sie den Herrn gesehen haben, und sie solches sich
verwundern, und doch noch nicht alle glauben können, kommt Jesus durch die
verschlossene Tür, und steht mitten unter ihnen, Joh. 20. So viel hat sich
auf den heiligen Ostertag mit der Offenbarung unsers lieben Herrn Christi
zugetragen, wie man aus den Evangelisten spüren kann. Und ist deshalb
notwendig dass man's wohl wisse; denn es ist ein Artikel unseres Glaubens,
daran sehr viel, wie wir hören werden, gelegen ist.
In der Historie, dass Christus von den Toten auferstanden ist, muss man die
Augen wohl auftun, und die Auferstehung Christi unterscheiden von der
Auferstehung Lazari und aller Menschen, so gewesen sind von Anfang der Welt und
sein werden bis ans Ende. Lazarus ist auferwecket, da er vier Tage im Grabe
gelegen war, und er und alle Menschen werden auferstehen am jüngsten Tag.
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