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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am heiligen Ostertag
( Martin Luther )
- Seite 3 ( von 8 ) -
Aber doch ist dieselbe Auferstehung nichts gegen die Auferstehung Christi. Denn
von der Auferstehung Christi sagt der christliche Glaube also: Ich glaube an
Jesum Christum etc. am dritten Tage auferstanden von den Toten. Von Lazaro und
andern sagt der christliche Glaube nicht, ich glaube an Lazarum, auferstanden
von den Toten. Und die Schrift sagt, Apostelgesch. 2, 24: Es war
unmöglich, dass er sollte vom Tode gehalten werden.
Und jetzt rede ich nicht davon, wie die Auferstehung Christi weit von der
Auferstehung Anderer unterschieden ist, was die Kraft und Frucht der
Auferstehung Christi anlangt; sondern dass sie auch nach der Historie von der
Auferstehung Anderer weit unterschieden ist, gleichwie auch das Leiden und
Sterben Christi. Denn hier stirbt nicht Lazarus, nicht ein Prophet, nicht ein
Apostel, nicht Johannes der Täufer; sondern der, von dem die Schrift
zeuget, dass er wahrhaftiger Gott und Mensch ist in Einer Person, und ohne alle
Sünde, unschuldig, unsträflich, heilig und rein, voll Gnade und
Wahrheit, auch nach der Menschheit, geschweige nach der Gottheit.
Darum ist hier eine wunderbare Auferstehung. Wo du die Person ansiehst, so ist
auch ein großer Unterschied zwischen der Auferstehung Christi und Lazari.
Denn in Christo siehst du den lieblichen und tröstlichen Kampf, den du an
andern Personen nicht siehst, wie Tod und Teufel Christum anlaufen, und ihr
Glück und Heil an ihm versuchen, und dennoch nichts gewinnen. Tod und
Teufel sehen Christum an, wie Lazarus, Jesaia oder einen andern Propheten, und
gedenken also: Wir haben jene alle gefressen und verschlungen, wie groß
und hoch sie gewesen sind; wir wollen diese auch fressen und verschlingen, er
soll uns kaum ein Morgenbisslein sein. Aber da kommt der Tod und Teufel recht
an; denn er fällt über einen solchen Menschen, der nicht hat
können noch sollen sterben. Sterben hat er nicht können seiner
Gottheit halben; denn unmöglich ist's, dass Gott sterbe. Sterben hat er
nicht sollen seiner Menschheit halben; denn er war ein solcher Mensch, an dem
keine Schuld war und an den der Tod kein Recht hatte.
An uns Menschen alle hat der Tod einen Anspruch, auch an Johannes den
Täufer und alle Heiligen, wie St. Paulus lehrt, Röm. 5, 12: Durch
einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen, und der Tod durch die
Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie
alle gesündigt haben. Aber an Christus hat er keinen Anspruch. Darum
vergreift er sich an ihm. Solches aber wird der Tod und Teufel erstlich nicht
gewahr, dass er eine solche Person vor sich habe, die nicht sterben könne
noch solle. Darum laufen zusammen Tod und Teufel, so alle Welt frisst; und
Christus, den er nicht fressen kann. Tod und Teufel kommt mit aller seiner
Macht, und versucht sein Bestes. Christus nimmt weder Schwert noch Harnisch,
noch Büchse, noch Waffen; sondern hält schlecht still, und lässt
den Teufel mit der Sünde und den Tod an sich laufen und stoßen, und
regt nicht einen Finger, sondern lässt sich schlagen, wie er will; und mit
solchem Stillhalten überwindet er Sünde, Tod, Teufel und Hölle.
Davon redet St. Paulus, Coloss. 2, 15: Christus hat ausgezogen die
Fürstentümer und die Gewaltigen, und sie zur Schau getragen
öffentlich, und einen Triumph aus ihnen gemacht, durch sich selbst. Durch
sich selbst, spricht er, hat Christus seine Feinde überwunden,
geplündert und geraubt. Er hielt dem Tod und Teufel seine Menschheit vor
und ließ ihn auf dieselbe hauen und stechen, ließ sich ans Kreuz
schlagen, und schlug nicht wieder, ließ sich töten, und litt solches
geduldig. Da nun der Tod und Teufel sein bestes Vermögen ausgerichtet, und
Christum getötet hatte, hat er die Menschheit getötet. Aber die
Person lebt, welche zugleich Gott und Mensch ist, wie unser christlicher Glaube
zeuget. Weil aber die Person ewig ist und nicht sterben kann, so muss auch die
Menschheit, ob sie schon von Tod und Teufel getötet wird, im Tode nicht
bleiben, sondern ewig leben und herrschen.
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