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Predigt am heiligen Ostertag

( Martin Luther )

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Aber doch ist dieselbe Auferstehung nichts gegen die Auferstehung Christi. Denn von der Auferstehung Christi sagt der christliche Glaube also: Ich glaube an Jesum Christum etc. am dritten Tage auferstanden von den Toten. Von Lazaro und andern sagt der christliche Glaube nicht, ich glaube an Lazarum, auferstanden von den Toten. Und die Schrift sagt, Apostelgesch. 2, 24: Es war unmöglich, dass er sollte vom Tode gehalten werden.
Und jetzt rede ich nicht davon, wie die Auferstehung Christi weit von der Auferstehung Anderer unterschieden ist, was die Kraft und Frucht der Auferstehung Christi anlangt; sondern dass sie auch nach der Historie von der Auferstehung Anderer weit unterschieden ist, gleichwie auch das Leiden und Sterben Christi. Denn hier stirbt nicht Lazarus, nicht ein Prophet, nicht ein Apostel, nicht Johannes der Täufer; sondern der, von dem die Schrift zeuget, dass er wahrhaftiger Gott und Mensch ist in Einer Person, und ohne alle Sünde, unschuldig, unsträflich, heilig und rein, voll Gnade und Wahrheit, auch nach der Menschheit, geschweige nach der Gottheit.
Darum ist hier eine wunderbare Auferstehung. Wo du die Person ansiehst, so ist auch ein großer Unterschied zwischen der Auferstehung Christi und Lazari. Denn in Christo siehst du den lieblichen und tröstlichen Kampf, den du an andern Personen nicht siehst, wie Tod und Teufel Christum anlaufen, und ihr Glück und Heil an ihm versuchen, und dennoch nichts gewinnen. Tod und Teufel sehen Christum an, wie Lazarus, Jesaia oder einen andern Propheten, und gedenken also: Wir haben jene alle gefressen und verschlungen, wie groß und hoch sie gewesen sind; wir wollen diese auch fressen und verschlingen, er soll uns kaum ein Morgenbisslein sein. Aber da kommt der Tod und Teufel recht an; denn er fällt über einen solchen Menschen, der nicht hat können noch sollen sterben. Sterben hat er nicht können seiner Gottheit halben; denn unmöglich ist's, dass Gott sterbe. Sterben hat er nicht sollen seiner Menschheit halben; denn er war ein solcher Mensch, an dem keine Schuld war und an den der Tod kein Recht hatte.
An uns Menschen alle hat der Tod einen Anspruch, auch an Johannes den Täufer und alle Heiligen, wie St. Paulus lehrt, Röm. 5, 12: Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen, und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben. Aber an Christus hat er keinen Anspruch. Darum vergreift er sich an ihm. Solches aber wird der Tod und Teufel erstlich nicht gewahr, dass er eine solche Person vor sich habe, die nicht sterben könne noch solle. Darum laufen zusammen Tod und Teufel, so alle Welt frisst; und Christus, den er nicht fressen kann. Tod und Teufel kommt mit aller seiner Macht, und versucht sein Bestes. Christus nimmt weder Schwert noch Harnisch, noch Büchse, noch Waffen; sondern hält schlecht still, und lässt den Teufel mit der Sünde und den Tod an sich laufen und stoßen, und regt nicht einen Finger, sondern lässt sich schlagen, wie er will; und mit solchem Stillhalten überwindet er Sünde, Tod, Teufel und Hölle.
Davon redet St. Paulus, Coloss. 2, 15: Christus hat ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen, und sie zur Schau getragen öffentlich, und einen Triumph aus ihnen gemacht, durch sich selbst. Durch sich selbst, spricht er, hat Christus seine Feinde überwunden, geplündert und geraubt. Er hielt dem Tod und Teufel seine Menschheit vor und ließ ihn auf dieselbe hauen und stechen, ließ sich ans Kreuz schlagen, und schlug nicht wieder, ließ sich töten, und litt solches geduldig. Da nun der Tod und Teufel sein bestes Vermögen ausgerichtet, und Christum getötet hatte, hat er die Menschheit getötet. Aber die Person lebt, welche zugleich Gott und Mensch ist, wie unser christlicher Glaube zeuget. Weil aber die Person ewig ist und nicht sterben kann, so muss auch die Menschheit, ob sie schon von Tod und Teufel getötet wird, im Tode nicht bleiben, sondern ewig leben und herrschen.





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