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Predigt am heiligen Ostertag
( Martin Luther )
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Und aus dem Tode hat er mir oft ein solches Bild gemacht, dass ich vor
Schrecken hätte sterben mögen.
Wider solchen Feind ist's nütze und not, dass wir uns rüsten und
gefasst machen mit rechtem Verstand der Kraft und Frucht der Auferstehung
Christi, auf dass wir nicht gedenken, dass Christus um seinetwillen
auferstanden sei von den Toten, und gen Himmel gefahren, dass er allein
für sich in aller Seligkeit lebe; sondern dass er sein Gut und Erbteil mit
uns teilt. Denn um seinetwillen ist er nicht auf Erden gekommen, um
seinetwillen hat er sich nicht lassen ans Kreuz schlagen, er hat solches
für sich nicht bedurft; sondern unsere Sünde hat er getragen, unsern
Tod hat er durch seinen Tod verschlungen, und die Hölle, da wir
hineinfahren sollten, hat er zerstört, wie im Propheten Hosea, Cap. 13,
14, geschrieben steht: Ich will sie erlösen aus der Hölle und vom
Tode erretten; Tod, ich will dir ein gift sein, Hölle, ich will dir eine
Pestilenz sein. Er redet von unserm Tod und von der Hölle, die uns
gefangen hielt, und sagt, er wolle die Sünde, so auf mit liegt und mich
anklagt, austilgen, und den Tod und die Hölle, so mich fressen und
verschlingen will, zu nichte machen.
Also sollen wir dieses Mannes, der da heißt Jesus Christus,
allmächtiger, ewiger Gott, und unschuldiger, gerechter Mensch, Leiden,
Sterben und Auferstehung setzen wider unsere Sünde und Tod. Kommt der
Teufel und spricht: Siehe da, wie groß ist deine Sünde! Siehe da,
wie bitter und schrecklich ist der Tod, den du leiden musst! So sprich du
dagegen: Lieber Teufel, weißt du nicht dagegen, wie groß meines
Herrn Jesu Christi Leiden, Sterben und Auferstehung ist? In ihm ist ja ewiges
Leben, in ihm ist eine allmächtige Auferstehung von den Toten, welche
nicht allein größer ist denn meine Sünde, Tod und Hölle,
sondern auch größer denn Himmel und Erde. Meine Sünde und Tod
ist das Fünklein, aber meines Herrn Christi Sterben und Auferstehung ist
das große Meer.
Und solches ist so wahr, dass es der Teufel nicht leugnen kann. Christi
Auferstehung und Sieg wider Sünde, Tod und Hölle ist
größer denn Himmel und Erde; du kannst seine Auferstehung und Sieg
so groß nicht machen, denn sie ist noch viel größer. Denn weil
seine Person groß, ewig, unendlich und unbegreiflich ist, so ist seine
Auferstehung, Sieg und Triumph auch groß, ewig, unendlich und
unbegreiflich. Darum wenn schon tausend Höllen und hunderttausend Tode da
wären, so wären sie dennoch nur Fünklein und Tröpflein
gegen Christi Auferstehung, Sieg und Triumph. Christus schenkt aber seine
Auferstehung, Sieg und Triumph allen, so an ihn glauben. Weil wir denn nun auf
ihn getauft sind und an ihn glauben, so folgt, dass, wenn schon ich und du
hunderttausend Sünden, Tode und Höllen hätten, so wäre es
dennoch nichts. Denn Christi Auferstehung, Sieg und Triumph, so mir in der
Taufe und im Wort durch den Glauben gegeben und nun mein ist, ist viel
größer. Ist das wahr, wie es gewisslich wahr ist, so lasse murren
Sünde, Tod, Teufel, Hölle, Welt, Papst, Kaiser und alles
Unglück, was können sie uns denn auch schaden?
Das ist das andere Stück dieser Predigt, dass wir nicht allein ansehen
sollen die Historie, so in Christi Person geschehen, und welche groß und
herrlich ist; sondern dass wir auch wissen und glauben, dass solches alles uns
zu gut geschehen und uns im Wort vorgetragen, und durch den Glauben zu eigen
gegeben wird, wie St. Paulus sagt, 1. Cor. 15, 57: Gott sei Dank, der uns den
Sieg gegeben hat, durch unsern Herrn Jesum Christum.
Wie viele Leute aber sind jetzt wohl, die sich dieses Sieges von Herzen freuen?
Es ist wohl keine Lüge, was Christus durch seine Auferstehung ausgerichtet
hat; sondern die lautere Wahrheit, in der heiligen Schrift gegründet, von
den Propheten verkündigt und von den Aposteln bezeugt. Aber wir haben
zumal dicke Ohren und schwere, träge Herzen, solches zu fassen. So wir's
recht erkennen, würden wir und von Herzen darüber freuen und in eitel
Sprüngen gehen.
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