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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am heiligen Ostertag
( Martin Luther )
- Seite 4 ( von 8 ) -
Tod und Teufel hieb nur der Person eine Wunde, vermochte aber nicht, sie zu
überwältigen: er schlug nur auf die Menschheit, aber die Gottheit
konnte er nicht treffen.
So ist nun die Historie der Auferstehung, davon das Osterfest meldet, und die
heiligen Evangelisten schreiben, geschehen in dieser Person, welche zugleich
Gott und Mensch ist, und welche hat weder können noch sollen sterben.
Diese Person, Gott und Mensch, vom heiligen Geist empfangen, aus der Jungfrau
geboren, auf Erden gegangen, und an Gebärden wie ein anderer Mensch
erfunden, hat den Teufel und Tod betrogen. Denn der Tod musste verschlungen
werden. Der Teufel ist wohl da eingefallen mit schrecken, Gesetz und Tod; aber
weil er die Person angegriffen hat, welcher er nicht angreifen hat sollen, so
muss der Tod daniederliegen, und der Teufel dieser Person unter die
Füße fallen. Es hat wohl der Teufel samt dem Tod all sein Gift und
Zorn ausgegossen; aber er hat da die rechte Person nicht getroffen, die er
hätte überwältigen können. Bisher hat der Teufel und Tod
die Rechten getroffen, die er hat überwältigen und fressen
können, denn er hat ein Recht an sie, weil sie Sünder waren; aber
hier hat er nicht die rechte Person getroffen, denn er hat kein Recht an sie,
weil sie gerecht, unschuldig rein und ohne alle Sünde war, dazu ewig und
unsterblich.
Christus hat dem Teufel den Bauch und dem Tod das Maul zerrissen, nicht allein
deshalb, dass er nicht hat sterben sollen, sondern auch, dass er nicht hat
sterben können, und Sünde, Tod und Teufel haben an dieser Person
verloren, denn sie haben Christum angeklagt als einen Sünder, und ihn
verdammt als einen Übeltäter, und meinten, er wäre nichts als
ein Mensch. Aber er war zugleich Gott, und ein gerechter, unschuldiger Mensch.
Darum hat er wohl solches alles gelitten; aber darnach ist er hervorgetreten,
und hat gesagt: Hörst du Sünde, hörst du Tod, hörst du
schändlicher Teufel, warum klagst du mich an? Warum tötest du mich?
Was hast du für Recht zu mir? Da haben Sünde, Tod und Teufel
verstummen müssen, und keine Schuld vorbringen können. Weil nun
Sünde, Tod und Teufel sich an Christo so vergriffen haben, ist er ein Herr
geworden über Sünde, Tod und Teufel; nicht allein, dass er
wahrhaftiger Gott ist, sondern auch, dass er unschuldig ist nach seiner
Menschheit.
Also soll man die Person groß machen. So aber die Person groß ist,
so muss auch die Auferstehung, welche in dieser Person geschehen ist,
groß sein. Christus ist wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch,
wahrhaftiger Gottes und der Jungfrauen Sohn, größer denn Himmel und
Erde. Dazu ist er unschuldig und ohne alle Sünde, wie der Prophet Jesaias
53, 9 spricht: Er ist begraben wie die Gottlosen, und gestorben wie ein
Reicher, wiewohl er Niemanden Unrecht getan hat, noch Betrug in seinem Munde
gewesen ist. Und der Apostel Petrus, 1. Petr. 2, 22: Welcher keine Sünde
getan hat, ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden. Solches ist
größer denn alle Sünde, und größer denn alle Teufel
samt dem Tod. Denn Christus, wahrer Gott und Mensch, ohne alle Schuld und
Sünde, wiegt tausendmal mehr. So nun ein Christ diese Größe der
Person fasst, so erkennt er auch die Größe der Frucht. Wie gering
ist Sünde, Tod und Teufel gegen Christus? So aber Christus
größer ist, denn Himmel und Erde, größer denn Sünde,
Tod und Teufel; so muss auch alles sehr groß sein, was er leidet und tut.
Groß muss sein Leiden sein; groß muss auch seine Auferstehung von
den Toten sein.
Und dies ist der hohe Artikel, den wir immerdar predigen, und den ihr
fleißig merken und behalten sollt. Denn wenig sind, die davon recht
predigen; weniger, die es lernen und fassen. So sind auch bereits Rottengeister
vorhanden, und werden noch mehr kommen, die sehr klug sein, und scharf
disputieren, und diese Historie zu Schanden machen werden, dass wir
darüber diese Person verlieren werden.
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