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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am Karfreitag. Von dem Leiden und
Sterben unsers Herrn Jesu Christi insgemein
( Martin Luther )
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Willst du meinen Sohn Jesum Christum nicht haben, so nimm dafür Barrabam,
ja den Teufel selbst. Und gib sie auch dahin den Rottengeistern und falschen
Lehrern, dem Türken, dem Geiz, der Hoffart etc.
Und solches ist auch kein Wunder. Wer kann es unserm Herrn Gott darum
verdenken? Denn weil er dir seinen Sohn gibt, und derselbigen sein Leib und
Blut an dich wagt, auf das er dich aus dem Tod und der Hölle errette, und
du wollest solches nicht allein nichts achten, sondern ihm auch für solche
Gnade und Liebe ins Angesicht schlagen, so tut er dir recht, dass er zu dir
spricht: Willst du daran, du zartes Früchtlein, so fahre hin und gehe zum
Henker. Wenn man ansieht, wie undankbar die Leute sind und wie sie doch so gar
keine Freude an Christo haben, so ist's kein Wunder, wenn Gott zornig wird und
die Welt fahren lässt. Denn wer da nicht kann noch will Liebe und
Freundschaft von Christi empfangen, der fahre immer hin zum Teufel und werde
auch selbst ein Teufel; wer kann die Welt halten?
Man predigt aber die Passion nicht darum, dass man solle undankbar werden;
sondern dass man des himmlischen Vaters und seines Sohnes, unseres Herrn Jesu
Christi, große Liebe gegen uns Menschen erkenne, und den Vater und den
Sohn wieder lieb gewinne. Denn wer es von Herzen glaubt, was Christus für
ihn gelitten hat, der wird nicht ein undankbarer Schelm sein, sondern wird
Christo von Herzen hold sein. So mir einer in Todesnöten, in Feuers - oder
Wassernöten zu Hilfe käme, und seinen Leib und Leben um meinetwillen
wagte, da müsste ich ja ein Schelm sein, so ich denselbigen nicht lieb
gewönne. Tut man es doch wohl um zehn Gulden, dass man den lieb hat, der
uns so viel schenkt oder vorstreckt; was sollten wir denn nicht hier tun, da
uns Gottes Sohn geschenkt wird, der um unsertwillen in Sünde, Tod und
Hölle getreten ist? Sollte man da nicht auch so tun und sagen: Das hat
mein Herr Jesus Christus für mich gelitten, darum will ich ihn wieder
lieben und sein Wort gern predigen, hören, glauben, und demselben folgen
und gehorsam sein.
Tun wir das nicht, so sind wir tausendmal ärger, denn die in der Welt
sind. Denn dieselbigen wissen nichts von dieser Gnade; wir aber wissen's und
sind dennoch undankbar und vergessen, gedenken nicht daran, dass wir durch
Christum von Sünde und Tod schaden; denn ich habe euch durch meinen Tod
eine ewige Erlösung erworben. Dass man nun solches verachten soll, das ist
sehr schrecklich.
Darum sollen wir das Leiden Christi also lernen, dass wir wissen, es sei uns zu
gut geschehen, auf das wir solches Leiden nicht anders ansehen, denn eine ewige
Hilfe. Seinen blutigen Schweiß, seine Nachtangst und sein Kreuzleiden
soll ich also deuten und sprechen: Das ist meine Hilfe, meine Stärke, mein
Leben, meine Freude! Denn solches alles ist geschehen, auf das wir Frucht und
Nutzen davon sollen haben, und dass wir glauben, es sei uns zu gut geschehen,
und das wir ihm vom Herzen danken. Wer das tut und das Leiden Christi also
braucht, der ist ein Christ.
Er hat uns ja solche Wohltat gezeigt, dass wir derselben nimmermehr vergessen
sollen, sondern ihm immerdar dafür danken und uns derselbigen
trösten, und sagen: Sein Schmerz ist mein Trost, seine Wunden sind mein
Heil, seine Strafe ist meine Erlösung, sein Sterben ist mein Leben.
Niemand kann es genugsam predigen, sich auch nicht genugsam darüber
verwundern, dass so hohe Person vom Himmel herab gekommen, an unsere Statt
getreten und den Tod für uns gelitten hat. Wir sind gnädiglich genug
heimgesucht und teuer genug erkauft. Widerfährt uns nun eine Schalkheit,
dass wir verführt oder sonst geplagt werden, so mögen wir's unserer
Undankbarkeit Schuld geben. Allen Verächtern geschieht recht, dass sie
Gott so dahin gibt. Denn weil sie diesen reichen und ewigen Trost, Liebe und
Hilfe in die Schanze schlagen, und ihren Mutwillen also treiben,
widerfährt ihnen billig, was ihnen widerfahren soll, und fahren also
dahin. Wir aber sollen bei dem treuen Heiland und frommen Haupt Jesu Christo,
für unsere Sünde gekreuzigt und gestorben, fest halten. Dazu helfe
uns der barmherzige Gott, Amen.
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