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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am Karfreitag. Von dem Leiden und
Sterben unsers Herrn Jesu Christi insgemein
( Martin Luther )
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Damit zertritt er den Teufel, auf das wir Ruhe und Frieden vor ihm haben.
Wenn der Schlange der Kopf zertreten wird, so ist's mit ihr aus, so hat sie ihr
Ende. Weil nun Christus der alten Schlange, dem Teufel, den Kopf zertreten hat,
so hat der Teufel seine Gewalt und Macht verloren. Der Teufel bleibt bei uns
wohl ein Teufel und die Welt bleibt Welt. Aber doch ist dem Teufel der Kopf
zerschmettert und Christus hat ihm sein Reich des Todes, der Sünde und
Hölle zerstört und ihm seine Gewalt genommen.
Diesen Spruch, sage ich, hat Christus angesehen, da er leidet und gesagt: Dies
ist die Stunde, da ich dem Teufel den Kopf zertrete und er mich in die Ferse
stechen soll. Das soll und will ich leiden. Heute ist mein Ostertag und rechte
Feier. Und da ist solch großer Schmerz, Leiden, Angst und Jammer gewesen,
die unaussprechlich sind. Es ist eine harte Predigt gewesen, dass Christus die
ganze Nacht und den ganzen Tag gehört hat der heiligen Schrift Zeugnisse
von seinem Leiden. Solches hat er ausgestanden an der Juden Ostertag, und damit
den Ostertag recht gefeiert, und durch solch ein Leiden des Teufels Reich
zerstört, also dass er nun Gewalt hat über den Teufel. Wenn er ein
Wort spricht, so ist der Teufel mit seinem Reich des Todes, der Sünde und
Hölle hinweg. Und wer an ihn glaubt, der soll auch gewiss sein, dass ihm
Sünde, Tod, Teufel und Hölle nicht schaden sollen.
Also stehen andere Sprüche mehr in den Propheten, als Psalm 16, 2 f.: Ich
habe gesagt zu dem Herrn: Du bist ja der Herr, ich muss um deinetwillen leiden,
für die Heiligen, so auf Erden sind, und für die Herrlichen, an denen
habe ich all mein Gefallen. Da redet der Prophet David in der Person Christi,
und sagt: Christus müsse um des Herrn willen leiden, und tue dennoch solch
sein Leiden gleichwohl für die Heiligen auf Erden und für die
Herrlichen, das ist für die Auserwählten und Ausbündigen, die er
erwählt und an denen er Lust hat. Dieser Spruch wird Christo auf den
Ostertag vorgepredigt und vorgesungen, und erinnert ihn, dass er leiden solle.
Psalm 22, 2: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich heule,
aber meine Hilfe ist ferne. Und bald hernach, V. 7: Ich bin ein Wurm und kein
Mensch, ein Spott der Leute und Verachtung des Volkes. Und abermal, V. 9: Er
klagt's dem Herrn, der helfe ihm aus und errette ihn, hat er Lust zu ihm. Und
abermal, V. 17: Denn Hunde haben mich umgeben, und der Bösen Rotte hat
sich um mich gemacht, sie haben meine Hände und Füße
durchgraben. Und abermal, V. 19: Sie teilen meine Kleider unter sich, und
werfen das Los um mein Gewand. Das ist auch eine Weissagung von Christi Leiden
und deutet klärlich auf die Marter am Kreuz, wo ihm Hände und
Füße durchgraben und seine Glieder gereckt werden sollen, dass man
sie zählen konnte. Item, wie sie seine Kleider unter sich teilen werden.
Darum auch die Evangelisten Matthäus und Johannes diesen Psalm
einführen, da sie beschreiben, wie die Kriegsknechte des Herrn Kleider
unter sich geteilt haben. Und zwar der Herr selbst braucht eben die Worte
dieses Psalms, da er am Kreuz laut schreit und spricht: Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen?
Psalm 69, 22: Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken in meinem
großen durst. Da redet David auch in der Person Christi, und klagt
über seine Kreuziger und Lästerer, die ihm Galle und Essig zu trinken
geben. Darum auch St. Johannes auf diesen Psalm deutet, da er spricht: Als
Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, dass die Schrift erfüllet
würde, spricht er: Mich dürstet. Damit hat er anzeigen wollen, dass
Christus am Kreuz der Propheten Weissagung von seinem Leiden in seinem Herzen
gehabt habe.
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