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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am Gründonnerstag. Von des Herrn
Abendmahl
( Martin Luther )
- Seite 1 ( von 9 ) -
Über Luc 22, 7-16.
Bei der Abendmahlfeier am 22. April 1534 in der Pfarrkirche.
Man begeht heute, wie ihr wisst, die Einsetzung des heiligen Sakraments des
Leibes und Blutes unsers Herrn Jesu Christi. Denn wiewohl man täglich bei
den Christen predigt von diesem heiligen Sakrament: doch ist's billig, dass man
etliche sonderliche Tage dazu genommen hat, an denen man seinen Ursprung und
Anfang bedenkt. Darum wollen wir jetzt auch davon reden, wie es der Text gibt,
und Gott Gnade verleiht. So schreibt der Evangelist Lucas, 22, 7-16:
"Es kam nun der Tag der süßen Brote, auf welchen man musste
opfern das Osterlamm. Und er sandte Petrum und Johannem, und sprach: Gehet hin,
bereitet uns das Osterlamm, auf dass wir's essen. Sie aber sprachen zu ihm: Wo
willst du, dass wir's bereiten? Er sprach zu ihnen: siehe, wenn ihr hinein
kommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen
Wasserkrug, folget ihm nach in das Haus, da er hinein geht, und sagt zu dem
Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: wo ist die Herberge, darin ich das
Osterlamm essen möge mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen
großen gepflasterten Saal zeigen, daselbst bereitet es. Sie gingen hin,
und fanden wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm.
"Und da die Stunde kam, setzte er sich nieder, und die zwölf Apostel
mit ihm. Und er sprach zu ihnen: mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit
euch zu essen, ehe denn ich leide. Denn ich sage euch, dass ich hinfort nicht
mehr davon essen werde, bis dass es erfüllet werde im Reiche Gottes."
Das ist ein Stück, so geschehen ist im Abendmahl des Herrn; welches
Stück man wohl unterscheiden soll von dem Sakrament seines Leibes und
Blutes. Denn in diesem Stück wird gar nichts gehandelt von dem Sakrament
des Leibes und Blutes Christi, sondern von dem Essen des Osterlamms, davon
Moses im Alten Testament geboten hat. Im Gesetz steht also geschrieben, 2. Mos.
12, dass die Juden auf den vierzehnten Tag des ersten Monden Nachmittag, das
ist, zwischen Abends um fünf oder sechs Uhr, anheben sollten das Fest der
ungesäuerten Brote, das ist, das Osterfest, das sollte sie halten sieben
Tage lang, und allen Sauerteig und Brot, so gesäuert war, aus allen ihren
Häusern wegtun, und die sieben Tage über nichts anders, denn
süße ungesäuerte Brote essen, und am ersten Tage desselben
Osterfestes sollten sie das Osterlamm essen.
Dasselbe jüdische Osterfest geht heut auf den Abend an, nach unsrer
Rechnung, und dasselbe hält hier Christus mit seinen Jüngern, und
spricht: Mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen, ehe denn
ich leide, denn ich sage euch, dass ich hinfort nicht mehr davon essen werde,
bis dass erfüllt werde im Reich Gottes. Er will also sagen: Ich habe
großes und herzliches Verlangen und Sehnen gehabt, dies Osterlamm mit
euch zu essen. Denn es sollten die letzten Ostern sein, die ich mit euch halten
will. Denn mit diesen Ostern soll das mosaische und jüdische alte
Osterlamm, Priestertum, Königreich und Gottesdienst aufhören, und
neue Ostern anfangen in meinem Reich des Neuen Testaments. Darum will ich auch
jetzt zuletzt das Osterlamm mit euch essen, auf dass ich ihm die Letzte gebe
und seine Endschaft mache.
Das alte mosaische Osterlamm mussten die Juden also essen: sie mussten allesamt
um ihre Lenden gegürtet sein, und ihre Schuhe an ihren Füßen
haben, und Stäbe in ihren Händen, und mussten's also essen, als die
hinweg eilen und allerdings geschickt sein, auszuziehen. Es war des Herrn
Passah, darum mussten sie allesamt geschuht, gegürtet und gerüstet
sein, als die Pilgrime, die da gedenken bald wegzuziehen.
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