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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am Gründonnerstag. Von des Herrn
Abendmahl
( Martin Luther )
- Seite 7 ( von 9 ) -
Und will also sagen: Gleichwie die Juden im alten Testament das Osterlamm
opferten und ungesäuert Brot aßen, und bei solchem Essen und Trinken
gedachten, dass sie Gott durch große Zeichen und Wunder aus
Ägyptenland, aus dem Diensthaus geführt, und ihnen das Land Canaan
gegeben hatte, das sie nicht gebaut, und Häuser alles Guts voll, die sie
nicht gefüllt, und Weinberge und Ölberge, die sie nicht gepflanzt
hatten: also wenn ihr im neuen Testament mein Sakrament feiert, so sollt ihr an
mich gedenken, dass ich für euch gestorben bin, meinen Leib für euch
in den Tod und Hölle gegeben, und mein Blut für euch vergossen, und
dadurch Tod, Sünde, Hölle, Gottes Zorn, euch zu gut, getötet
habe.
Das ist eine andere Erlösung, nämlich eine geistliche, ewige
Erlösung, da wir erlöst sind nicht von einem leiblichen König,
sondern vom Teufel, der ein König der Sünde und des Todes ist. Von
demselben Pharaone hat uns Christus erlöst, und bringt uns durch solche
Erlösung nicht in ein leibliches, sondern in ein ewiges Königreich
und Priestertum, da wir ewig sollen Könige und Priester sein. Das sind
seine Taten und seine Güter, die nicht wir durch unsere Weisheit,
Heiligkeit, Stärke und Kräfte, sondern die er uns erworben hat durch
seinen Leib und Blut, für uns gegeben und vergossen. Und solches gibt er
uns im Sakrament, auf das wir ihn dafür sollen loben und preisen.
Das ist nun unser Gottesdienst im neuen Testament, auf dass, wenn wir das
Sakrament empfangen, mit Herz und Mund verkündigen und predigen, dass
Christus uns arme Sünder auf seine Schulter genommen, und unsere
Sünde durch das Opfer seines Leibes getilgt und durch sein Blut
verschlungen hat. Also sollen wir unser Passah begehen, dass wir den Mann,
welcher heißt Jesus Christus, loben und preisen für seine
große, unendliche Erlösung, und für das ewige Königreich
und Priestertum, welches er durch seinen Leib und Blut erworben und uns
geschenkt hat. Er allein hat Sünde und Tod überwunden, in sich
selbst, in seinem Leib und Blut, und solches schenkt er uns, und zum gewissen
Zeichen, Pfand und Siegel gibt er uns im Sakrament seinen Leib zu essen und
sein Blut zu trinken.
Ach Herr Gott, wie ein gräulich schrecklich Ding ist's doch gewesen, da
man dies Sakrament so schändlich verkehrt hat; und wie ein gräulich,
schrecklich Wesen wird wiederum in der Welt werden, so wir dieses Sakraments
nicht werden recht brauchen, und Gott für seine unaussprechliche Wohltat
danken. Im Papsttum hat man beide, vom Sakrament und von seinem Brauch, gar
nichts Rechtschaffendes gepredigt. Von der Passion hat man nur den bloßen
Text gehabt, ohne allen Verstand. Vom Sakrament hat man also gelehrt: Du musst
einerlei Gestalt nehmen, oder bist der Mutter, der christlichen Kirche, nicht
gehorsam. Item, du musst Reue und Leid haben und ein Werk des Gehorsams tun.
Der fröhlichen, tröstlichen und lieblichen Mahlzeit, so wir am
Sakrament hätten haben sollen, und des Glaubens war geschwiegen, und ward
also aus dem Sakrament ein lauter Menschenwerk.
Jetzt seht ihr, dass allenthalben aufkommen Sakramentschwärmer und
Wiedertäufer; das sind zumal überdrüssige und satte Geister, die
danken unserm Herr Gott nicht für seine Gnade und Wohltat, ja unser Herr
Gott muss noch dazu Unrecht haben, und sich von ihnen Lügen strafen
lassen; sie kehren sein Wort um, gebrauchen dieses Sakraments nicht mit
Freuden, preisen und loben Gott nicht, sondern suchen ihre eigene Ehre, Lob und
Preis. Darum sollen wir Gott mit Ernst bitten, dass er uns seine gnade wolle
verleihen und uns bei rechtem Verstand seines Wortes und Sakramentes erhalten;
sonderlich aber seines Abendmahls, auf dass wir mit Freuden dasselbige
empfangen, und Christo für seine Güte und Liebe danken mögen.
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