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Osterpredigten von Martin Luther



Predigt am Gründonnerstag. Von des Herrn Abendmahl

( Martin Luther )

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Und wenn schon solcher Schatz und reicher Trost nicht da wäre, welcher uns billig dies Sakrament zu einem lustigen, fröhlichen Essen machen soll, dennoch sollten wir zum Sakrament gehen, auf dass wir unserm Herrn Gott damit einen Dienst erzeigten, der uns solches geboten und befohlen hat. Viele alte Lehrer haben's genannt: Eucharistian, d. i. eine Danksagung. Im Papsttum hat man's genannt ein Opfer oder Amt, das ist, wenn man's recht deuten wollte, einen Gottesdienst. Wenn ich Gottes Wort predige, so opfere ich; wenn du Gottes Wort mit Herzen hörst, so opferst du; wenn wir beten, unserm Nächsten geben, leihen, helfen, so opfern wir. Also auch, wenn ich dies Sakrament empfange, so opfere ich, das ist, ich tue Gottes Willen und Dienst, ich bekenne und danke Gott, der uns dies Sakrament gegeben hat samt allen Gütern des Himmelreichs, wie er mir geboten und befohlen hat. Daher mag's wohl ein Opfer heißen: nicht dass das Sakrament selbst ein Opfer sei; sondern dass das Empfangen oder der Brauch des Sakramentes ein Opfer mag genannt werden: nicht ein Opfer für die Sünde, sondern ein Dankopfer und Lobopfer, dass ich da bekenne, dass Christus für meine Sünde gestorben ist. Der Papst hat aus dem Sakrament ein Opfer gemacht, durch das die ganze Welt mit Gott versühnt werde; so doch weder Sakrament, noch Brauch des Sakraments ein Werkopfer ist, damit Gottes Gnade und Hilfe könnte verdient und erworben werden, sondern der Brauch des Sakraments, oder das Gedächtnis Christi, wie es der Herr selbst nennt, ist ein Dankopfer, damit wir bekennen und Gott danken, dass wir aus lauter Gnaden, durch Christi Leiden, Sterben und Blutvergießen erlöst, gerecht und selig werden. Gleichwie die Predigt des Evangelii ist Sacrificium laudis, das ist ein Dankopfer, damit wir bekennen und Gott danken, dass wir den Schatz seines Wortes von ihm haben; also ist auch das Empfangen des Sakraments ein Dankopfer, also dass, wer das Sakrament empfängt, zeigt damit an, dass er Christo für sein Leiden und seine Gnade dankbar sei.
Darum, wenn und ja der große, reiche Trost nicht bewegen wollte, das Sakrament zu empfangen, so sollten wir doch unseres Herrn Jesu Christi Ehre ansehen, und das Sakrament oft brauchen, damit er mit solchem Gedächtnis gelobt, gepreist und geehrt werde, und einen Dank von uns habe. Denn gleichwie Moses im jüdischen Volk hat sollen erhalten ein Gedächtnis des Auszugs und der Erlösung aus Ägyptenland, also dass, wenn die Juden das Osterlamm aßen, mussten sie Gott preisen, loben und danken für die Wohltat, dass er sie aus Ägypten erlöst, durchs rote Meer geführt, und ihnen Königreich und Priestertum gegeben hatte. Das war ihnen ein fröhliches Essen. Und noch heutigen Tages halten's die Juden herrlich, und essen das Osterlamm mit Freuden, als gingen sie zum fröhlichen Tanz. Also hat Christus in seinem Volk des neuen Testaments erhalten wollen ein Gedächtnis seines Leidens und Sterbens, also dass, wenn wir das Sakrament empfangen, ihm danken sollen für die Erlösung damit er uns erlöst hat, nicht aus Ägypten und dem roten Meer, sondern von Sünden, Tod, Teufel, Hölle, Gottes Zorn und allem Jammer. Das soll uns nicht ein Schrecken, sondern eitle Freude und Lachen sein, vornehmlich im Geist, auf dass wir Gott dienen und ihm für seine Gnade und Wohltat, in Christo uns erzeigt, loben und danken.
Deshalb sollen wir willig und fröhlich zum Sakrament gehen, mit aller Sicherheit, und sagen: Ich will auch hingehen zu dem rechten Osterlamm, und meines lieben Herrn Jesu Christi Leib und Blut essen und trinken, sein Gedächtnis halten, und ihm für seine Erlösung danken, auf dass ich nicht gefunden werde unter den Verächtern und Undankbaren, die solche teure Erlösung in den Wind schlagen und vergessen.
Das ist's, dass Christus spricht: Solches tut zu meinem Gedächtnis. Mit dem Wort "meinem" stößt er hinweg das Gedächtnis des alten Osterlamms, welches war ein Gedächtnis der Erlösung aus Ägyptenland und der Verheißung des Königreichs und Preistertum; Summa, es war ein Gedächtnis eines äußerlichen Werks, dazu geordnet, dass die Erlösung aus Ägyptenland gepredigt würde, und das jüdische Volk Gott für solche Wohltat dankte.





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