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Predigt am Gründonnerstag. Von des Herrn
Abendmahl
( Martin Luther )
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Denn so wie die Kreatur nicht können ausmessen, noch die Dinge begreifen,
darinnen wir täglich leben und schweben; wie wollen wir denn ausmessen und
begreifen das, so Gott allein in seinem Wort anzeigt, und darinnen wir nicht
leben und schweben? Darum sollen wir Gott die Ehre geben, und ihn lassen
allmächtig und wahrhaftig sein, und glauben, was er sagt, dass er's auch
tun könne. Dass eine Kuh Heu und Gras frisst, das kannst du richten, dazu
reicht deine Vernunft. Intem, über Gold, Silber, Stein, Holz, Korn etc.
Was man daraus machen soll, kannst du urteilen und richten; da sei so klug als
du kannst. Aber was Gott tut und schafft, wie die Augen sehen, die Ohren
hören und des Menschen Zunge redet, da lasse hertreten alle Gelehrten,
Klugen und Weisen mit ihrer höchsten Vernunft und Kunst, und lasse sie es
disputieren, fragen und forschen, so wird dir dennoch Niemand gründlich
sagen können, wie das allergeringste zugehe, was Gott tut.
Darum sollen wir Gottes Wort und Werk ungedisputiert und ungefragt lassen, und
allein danach fragen, wer es geredet und getan habe, ob es Gott geredet habe
oder ein Mensch; ob es Gottes Werk oder eines Menschen Werk sei. Ist es Gottes
Wort und Werk, so tue deine Augen zu, disputiere und frage nicht, wie es
zugehe, sondern glaube, das Gott allmächtig und wahrhaftig in seinen
Worten und Werken sei. Ich soll mich taufen lassen im Namen des Vaters und des
Sohnes und des heiligen Geistes, und glauben, dass ich durch dasselbige Bad im
Wort rein werde von allen meinen Sünden, und soll nicht disputieren, wie
es zugehe. Denn da steht Gottes Wort, Befehl und Verheißung: Gehet hin,
und lehret alle Heiden, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und
des heiligen Geistes. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig.
Also sagt Christus hier auch mit klaren, deutlichen Worten: Nehmet, esset, das
ist mein Leib; trinket, das ist mein Blut, das tut zu meinem Gedächtnis.
Darum wird im Sakrament unter dem Brot und Wein sein Leib und Blut wahrhaftig
und wesentlich dargereicht und empfangen. Denn es ist sein Wort, Befehl und
Ordnung. Ein Mensch hat solches nicht geredet, sondern Christus hat's selber
also geordnet, eingesetzt und befohlen. Denn gleichwie die Taufe keines
Menschen Wort und Werk ist, sondern Christi Wort und Werk; also ist auch dies
Sakrament keines Menschen Wort und Werk, sondern Christi Wort und Werk allein.
Wie solches zugehe, werden wir mit unserer Vernunft nicht ausgründen. Denn
weil ich nicht weiß noch wissen kann, wie es zugehe, dass ich sehe,
höre, rede, ob ich schon solches fühle; so werde ich viel weniger
wissen, wie dies zugeht, dass Christus seinen Leib und Blut im Sakrament also
austeilt.
Wer nun will unverführt sein, der kehre sich nicht an der Schwärmer
Zanken und subtile, scharfe, hohe Fragen; sondern sehe auf die Frucht, Nutzen
und Freude, so er von diesem Sakrament haben soll. Christus hat es auf das
allerleichteste und lieblichste geordnet und eingesetzt. Ob Christus mit seinen
Jüngern dazu gestanden oder gesessen sei, daran liegt nichts; aber daran
liegt's, dass man sein Wort, Einsetzung, Befehl und Ordnung halte.
Er nimmt nicht ein schweres Werk. Denn Essen und Trinken ist ein liebliches,
nötiges Werk, das hat man bald gelernt, ja kann's von selbst. Dasselbe
Werk nimmt unser lieber Herr Christus, und spricht: Ich habe eine
fröhliche, süße und liebliche Mahlzeit zubereitet, ich will
euch kein hartes, schweres Werk auflegen, ich lege euch nicht auf, dass ihr
eine Mönchskappe anzieht, im Harnisch gen Jerusalem lauft, euch
beschneiden lasst, Vieh schlachtet und opfert, Kleider wascht, wie im Gesetz
Mosis geboten war, sondern ein Abendmahl setze ich ein; wenn ihr in meinem
Namen zusammen kommt, und wollt von mir predigen und lehren, so nehmt Brot und
Wein, und sprecht diese Worte darüber, so soll mein Leib und Blut da sein,
wahrhaftig und wesentlich.
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