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Predigt am Gründonnerstag. Von des Herrn
Abendmahl
( Martin Luther )
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Das ist Gewächs des Weinstocks, von dem werde ich forthin nicht mehr
trinken. Aber hier, da er das Brot nimmt, spricht er: Das ist mein Leib; und da
er den Kelch nimmt, spricht er: Das ist mein Blut, oder das neue Testament in
meinem Blut. Darum bleibt hier nicht eitel Brot und Wein, sondern das Brot ist
sein Leib, den gibt er zu essen, und der Wein ist sein Blut, oder das neue
Testament in seinem Blut, das gibt er zu trinken. Denn also lauten die Worte:
Er nahm das Brot, er nahm den Kelch, und setzte die Worte hinzu: Das ist mein
Leib, das ist mein Blut, oder, das ist der Kelch, das neue Testament in meinem
Blut. Diese Worte machen, dass das Brot sein Leib und der Wein sein Blut ist.
Wer nun dies Brot isst, der isst den wahrhaftigen Leib Christi, und wer aus
diesem Kelch trinkt, der trinkt das wahrhaftige Blut Christi, er sei
würdig oder unwürdig.
Das soll man fest glauben. Denn die lieben Christen sollen Gott die Ehre tun
und bekennen, dass was Gott sagt, das kann er auch tun; wie St. Paulus von
Abraham schreibt, dass er also getan habe, Röm. 4, 21. Wer ein Christ sein
will, der soll nicht tun wie unsere Schwärmer und Rottengeister tun,
welche sich bekümmern, wie das sein könne, dass Brot Christi Leib und
Wein Christi Blut sei. Wollen Gott mit ihrer Vernunft messen und begreifen, und
weil such's mit ihrer Vernunft nicht reimt, meinen sie, Gott könne es auch
nicht tun.
Was hilft's aber, dass man sich lange darum Gedanken macht? Und wenn man auch
sich schon zerrisse, so wird man dennoch unsern Herrn Gott mit menschlicher
Vernunft nicht begreifen können. Denn unser Herr Gott ist nicht ein
solcher Gott, der sich von menschlicher Vernunft messen, begreifen und fassen
lasse, und seine Werke und Worte sind auch nicht solche Werke und Worte, die
menschlicher Vernunft unterworfen wären. Es heißt, wie St Paulus
sagt, Ephes. 3, 20: Gott kann überschwänglich tun über alles,
das wir bitten oder verstehen. Was ist's denn, dass wir uns darüber zu
Tode martern, und uns unterstehen, über Gottes Wort, so ist Gott
allmächtig und wahrhaftig; was er sagt, das kann er auch tun.
Darum sollen wir auch bei diesen hellen, klaren Worten fest bleiben, da unser
Herr Christus spricht: Das dargereichte Brot sei sein Leib, und der
dargereichte Kelch oder Wein sei sein Blut, oder das neue Testament in seinem
Blut. Und sollen einfältig dahin gehen, und ohne allen Zweifel glauben, es
sei also, wie die einfältigen Kinder tun, sollen Christo für solche
Gnaden danken, fröhlich darüber sein, und unser Herz stärken,
und dahin sehen, warum es Christus getan habe, und nicht disputieren und
fragen, warum es Christus also gemacht habe, sondern fragen allein, ob er's
also machen könne.
Kann doch unser keiner wissen, wie es zugeht, dass unsere Augen sehen. Niemand
vermag mit seiner Vernunft auszuforschen, wie es zugeht, wenn er
einschläft und wieder aufwacht. Wenn ich die Augen auftue, so bin ich mit
meinem Gesicht über zwei Meilen weit. Intem, eines Predigers einzige
Stimme füllt viele tausend Ohren und Herzen. Solches sehe ich und
höre es, und kann es dennoch nicht verstehen, wie es zugehe, wenn ich mich
auch schon zerrisse. So wird nun das nicht verstehen, darinnen wir leben und
dessen wir täglich brauchen; warum wollen wir denn in Gottes hohen Werken,
welche uns verborgen sind, Meister und Richter sein? Unsere Zunge klappert in
unserm Munde, und regt sich, und daraus wird eine verständliche Sprache;
solches kann Niemand verstehen, wie es zugehe. Intem, Niemand kann sagen, wie
ein Härlein wächst auf dem Haupt. Kannst du nun dies nicht begreifen,
wie es zugehe, dass du doch täglich erfährst, Lieber, so gib Christo
die Ehre, dass es wahr sei, das er hier sagt: Das ist mein Leib, das ist mein
Blut, ob du es gleich nicht verstehst, wie es möglich sei.
Es ist ein sehr verdrießliches Ding, wenn man in Gottes Werken so handeln
will, dass sie sich reimen sollen nach unserer Vernunft.
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